Biberacher Musiknacht e.V.
 

 

„Vincent Rocks“ glänzt in der Stadtbierhalle

Biberach (hbs) – 300 Jahre Rock’n’Roll versprach die Ankündigung für den Auftritt von „Vincent Rocks“ bei den Rondellkonzerten – und Vincent Rocks haben das Versprechen eingelöst. Zwar ging es mit nahezu nur einem riesigen Schritt vom 17./18. Jahrhundert zurück ins 20te, aber der kurze Ausflug hat sich doch gelohnt. Denn es ist schon ungewohnt zu hören, wie Bach und Mozart verrockt erklingt. Das kann natürlich nur gelingen, wenn so Hochkaräter wie Günther Gebauer am Bass, Andreas Keller am Schlagwerk (ja der, der schon vor rund zwei Wochen mit der Spider Murphy Gang den Biberacher Marktplatz rockte) und vor allem Paul Vincent an den Gitarren, hier Hand anlegen. Der Bogen über die Jahrhunderte hinweg wurde gleich beim Auftaktstück gespannt, als der Beatlessong „Come Together“ mit Bachs Gavotte im Medley erklang. Und in der Interpretation von Gitarrist Vincent Paul klang die Gavotte auf der E-Gitarre zwar ungewöhnlich, aber dennoch überraschend gut. Dieser Spagat zwischen Rock und Klassik gelang auch mit Mozarts „All Turca“ und Bob Marleys „I shot the sheriff“ hervorragend.

Ausführlich, aber unterhaltsam führte Paul Vincent in der ersten Hälfte in die Stücke ein; er sprach über den aktuell die Schlagzeilen beherrschenden amerikanischen Donald T., der überhaupt nicht nahvollziehbar so populär wurde, aber nicht viel gemeinsam hat mit dem niedlichen Donald D. hat, den man noch von ganz früher her kennt. Oder über die Mädchen, die alternden Fußballstars hinterherlaufen, aber vermutlich mehr an der Kreditkarte interessiert sind als an der Person selbst. Diese Geschichten hat Paul Vincent in eigene Songs wie „Oh, Isabella“ oder „American Girl“ gepackt und präsentiert. Da jedoch die Band aus Kostengründen ihren 80-köpfigen Gospelchor nicht mitgebracht hatte, musst das Publikum einspringen und ihn bei „American Girl“ ersetzen, was auch nach kurzer Probe ordentlich gelang, so dass zur Slidegitarre der Refrain „I want to marry an American Girl“ aus -zig Kehlen erklang. Bei einem weiteren Schritt zurück in die zwanziger Jahre durfte Günther Gebauer mit seinem Bass das Fundament für einen frühen Hit aus der Dreigroschenoper bereiten, auf der dann die Ballade von „Mäckie Messer“ erklang. Eine weitere Eigenkomposition war der Suche nach dem Superstar gewidmet und die Leute aufgefordert, sich nicht ausnutzen zu lassen, Besseres mit ihrem Leben anzufangen uns sich ernsthaft zu fragen, wer denn ihre Freunde sind. Doch ging nicht nur bei diesem Stück der Gesang zu sehr im Rock unter, so dass von der Message der Texte leider nicht mehr allzu viel beim Publikum in der vollbesetzten Stadtbierhalle ankam. Dafür gab bei „Superstar“ ein beeindruckendes Schlagzeugsolo, bei dem Andreas Keller alle Register seines umfassenden Könnens zog und hochverdienten Beifall dafür erhielt.

Allem Anschein nach gefiel dieser rockig-bluesige Mix nicht allen Gästen, denn nach der Pause gab es doch etliche leere Stühle. Dafür gefiel es denen, die blieben, umso besser und wurden im zweiten Set auf eine fulminante Reise durch das Schaffen der Liverpooler Fab Four mitgenommen. In quasi einem knapp einstündigen Medley interpretierte Vincent Rock etliche Beatles-Hit ungemein rockig, mit viel Dampf und Drive, und gut abgemischt von Uli Eisner an der Technik. Nur unterbrochen durch den Applaus des begeistert mitgehenden Publikums dampfte der Vincent Rocks Express durch das Beatles-Repertoire, spielte Songs wie „Lady Madonna“, gefolgt von einer wuchtigen Version von „While my Guitar Gently Weeps“; es zwitscherte der „Blackbird“, es ging durch den „Norwegian Wood“, und auch „Eleanor Rigby“ sowie „Lucy“ schickten Grüße ans Biberacher Publikum. Mit viel Beifall erklatschte sich selbiges noch eine Zugabe, angesichts der später Stunde leider nur eine einzige; doch erwies sich die rockige Variante von Bachs „Air“ als würdiger Abschluss eines weiteren Highlights bei den Rondellkonzerten.

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